Projekt Wie eine Ulmer Stiftung Schüler des sonderpädagogischen Förderzentrums in Neu-Ulm Kultur entdecken lässt:
Neu-Ulm Die Sprache der Schüler habe sich in kurzer Zeit verändert, berichtet Angelika Kremer, die Leiterin der Rupert-Egenberger-Schule in Pfuhl, dem Neu-Ulmer sonder-
pädagogischen Förderzentrum. Elf ihrer Schüler, aus fünf verschiedenen Herkunftsländern stammend, kommen durch die „Gänseblüm- chen-Stiftung für Kinder“ in den Genuss,
jeden Dienstag in das Edwin-Scharff-Museum nach Neu-Ulm gebracht zu werden. Dort erleben sie mit dem Erlebnispädagogen
Gernot Ladwein und anderen Mitarbeitern des pädagogischen Betreuungsteams das Museum als Erfahrungsfeld. Aktionen von der Kindermuseums-Werkstatt über Mitmach-Ausstellungen bis hin zur
konzentrierten Kunstbetrachtung sollen gerade Kindern aus schwierigen sozialen Verhältnissen und aus bildungsfernen Familien Kontakt zur Kultur ermöglichen und Chan-
cen geben, die sie sonst nicht bekämen.
Schon bald nach der Gründung der Stiftung „Gänseblümchen“ entstand eine dauerhafte Kooperationzwischen dem damals gerade manifestierten Kindermuseum und einer Ulmer Förderschule, der Wilhelm Busch-Schule in Wiblingen. Als „Gänseblümchen“ dieses Kooperationsangebot nun ausweiten konnte, öffneten sich für Schüler der Pfuhler Förderschule neue Möglichkeiten.
„Die Zeit am Nachmittag würde nicht ausreichen, ins Museum zu nkommen, wenn wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren müssten“, berichtet Angelika Kremer. Weil die Kinder durch die Stiftung abgeholt und zurückgebracht werden, kann der Nachmittag aber im Museum genutzt werden. Erlebnispädagoge Gernot Ladwein ist selbst manchmal erstaunt, was die 36 Module bei den Förderschülern bewirken. „Normalerwei-
se ist ihre Konzentration nach 20 Minuten vorbei“, sagt er. „Aber hier konzentrieren sich die Kinder deutlich länger.“ 28 der Module sind fix, acht weitere flexibel. So werden beispielsweise auch Jugendstil-Vasen aus Pappmaschee geformt. Solche Momente sind es, die die Sprache der Kinder verändern, sagt Helga Gutbrod, Leiterin des Edwin-Scharff-Museums. „Denn Jugendstil-Vasen kann man nicht einfach ‘geil’ nennen.“ Begeistern können sich die Förderschüler für solche Kunst aber trotzdem. „Die Nachmittage im Museum sind eine tolle Idee“, lobt Schulleiterin Kremer, die sich freut, dass die erste Ganztagesklasse der Rupert-Egenberger-Schule solche Chancen bekommen hat, die die jungen Persönlichkeiten stärken können. „Die Kinder freuen sich jede Woche auf
den Museumstag“, erzählt sie. Eine ihrer Schülerinnen habe eines Tages sogar ihre Eltern gebeten, mit ihr in das Kindermuseum zu gehen – das war der Familie bis dahin noch gar
nicht bekannt.